Digitale Souveränität (Part 2)
Digitale Souveränität - warum ist das für Unternehmen relevant??
Digitale Souveränität – man hört es immer wieder und vor allem im Kontext von Staat und Verwaltung. Ist das mehr als ein Buzz-Word, ein Sturm im Wasserglas? Warum sollte so etwas für ein Unternehmen von Interesse sein? Unternehmen wollen arbeiten - Informationstechnologie muss dabei einfach funktionieren. Da geht es nicht um abstrakte Dinge wie Souveränität oder Unabhängigkeit - aber stimmt das?
Warum kann – oder besser sollte – mich als Unternehmer das Thema interessieren und warum betrifft es mich überhaupt?
Die Antwort hat mindestens zwei Dimensionen, die wir hier kurz anreißen möchte.
1. Business Continuity (Arbeitsfähigkeit)
2. Wirtschaftlichkeit und Geschäftsmodelle
Business Continuity (Arbeitsfähigkeit)
Informationstechnologie ist heute kein einfaches Hilfsmittel mehr, sondern für viele Geschäftsprozesse in ganz unterschiedlichen Unternehmen ein elementarer Bestandteil mit erheblichen Auswirkungen auf Produktion und Betrieb. Ein Wegbrechen von Software-Komponenten oder Cloud-Diensten hat damit vergleichbare Auswirkungen wie das Wegbrechen von Gas oder Strom als Energielieferanten. Hier hat man gerade erst vor Augen geführt bekommen, wie schwerwiegend die Auswirkungen auf das eigene Geschäft sein können. Ein guter Grund also Abhängigkeiten von einzelnen Unternehmen und den Impact von Ausfällen oder drastischen Veränderungen bei digitalen Lösungen solcher Anbieter zu betrachten und strategisch gerade auch mit Blick auf die eigene Arbeitsfähigkeit zu bewerten.
Wirtschaftlichkeit und Geschäftsmodelle
Immer mehr Unternehmen erweitern ihre klassischen Geschäftsmodelle um digitale Angebote oder setzen gar komplett auf digitale Services. In beiden Fällen kommt hier nur sehr selten die komplette Wertschöpfung aus dem Unternehmen selbst. Stattdessen wird an vielen Stellen auf Produkte und Lösungen anderer Hersteller gesetzt, die letztlich Bestandteil des eigenen Services werden. Das fängt bei Komponenten wie Datenbanken oder Webservices an und geht bis zu Plattformen oder Cloud-Diensten. Das eigene Geschäftsmodell beruht damit zu einem gewissen Anteil auch immer auf der Verfügbarkeit und den Preisen von Dritten.
Dabei gilt je mehr Wertschöpfung abgegeben wird, umso abhängiger bin ich. Sollte ich – aufgrund von Bequemlichkeit oder Fachkräftemangels – aber dabei zusätzlich die Angebote Dritter so nutzen, dass ein Wechsel des Anbieters schwierig oder nur langfristig möglich ist, dann bin ich Veränderungen des Geschäftsmodells dieser Dritten hilflos ausgeliefert. Die Effekte auf mein eigenes Geschäft können dabei extrem sein: von Kostenexplosionen bei der Nutzung von Cloud-Plattformen bis zu Lizenzmodelländerungen bei Datenbanken die verheerende Auswirkungen auf mein Business haben können. Man ist grundsätzlich gut beraten, sich strategisch so aufstellt, dass man kurzfristig auf andere Anbieter ausweichen kann. Dazu muss man sich in einem ersten Schritt über Abhängigkeiten, Alternativen und die Kosten einen Überblick verschaffen, um sinnvoll eine Entscheidung über die eigene digitale Strategie treffen zu können.
Fazit: Digitale Souveränität ist nicht nur ein Buzz-Word-Thema, welches mich als Unternehmen gar nicht interessieren muss. Einseitige Abhängigkeiten in der digitalen Welt können einen erheblichen Einfluss auf mein eigenes Geschäft haben. Die Auswirkungen solcher Abhängigkeiten auf große Teile unserer Wirtschaft können wir dabei gerade hautnah am Beispiel der Energieversorgung erleben. Trotzdem geht es manchmal auch nicht anders. Aber man sollte bei der eigenen digitalen Strategie eine bewusste und gut überlegte Entscheidung treffen.
Open-Source-Software kann dabei ein wichtiger Baustein sein, um einseitige Abhängigkeit für die Zukunft zu vermeiden!
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